Digitalisierung im Stahlservice-Center

16.02.2022 von Dagmar Dieterle

Die Stahlo Stahlservice GmbH & Co. KG mit ihrem Sitz in Dillenburg bietet leistungsstarken Stahl-Service von einem der größten werksunabhängigen Stahl-Service-Center in Deutschland. An den Standorten Dillenburg und Gera werden Spaltband, Zuschnitte, Standardformate, Formzuschnitte und Konturen in allen gängigen Güten gefertigt. Am Standort Nordhausen (Südharz / Thüringen) befindet sich die 100% Stahlo-Tochter Blechservice Nordhausen (BSN).

Das Unternehmen gehört zur international erfolgreichen Friedhelm Loh Group, die in 12 Produktionsstätten und 94 Tochtergesellschaften weltweit etwa 11.600 Mitarbeiter beschäftigt.

marketSTEEL sprach mit dem CEO des Unternehmens, Oliver Sonst, über die Digitalisierung im Stahlservice-Center.

marketSTEEL: Wer ist in Ihrem Unternehmen für die Digitalisierung zuständig?

Als CEO habe ich die Digitalisierung bei Stahlo selbst in die Hand genommen. Das liegt nicht nur an der Größe des Unternehmens mit rund 250 Mitarbeitern, sondern auch an der hohen strategischen Bedeutung des Themas. Bei der praktischen Umsetzung im Unternehmen kann ich aber auf auf die Expertise und den CDO der Friedhelm Loh Group zurückgreifen. Meine Kernaufgabe besteht darin, die Ideen und den Nutzen im Ergebnis zusammenzuführen.

marketSTEEL: Wo ist die Transformation bei Stahlo heute schon sichtbar?

Intern ist das natürlich am besten in unserem neuesten Werk in Gera zu sehen. Dort haben wir ein voll vernetztes Materialflusskonzept umgesetzt. Das LVS (Lagerverwaltungssystem) interagiert mit unserem ERP-System. Dabei sortieren programmierte Routinen das Lager vollautomatisch und optimieren permanent Wege und Zugriffszeiten. Dadurch erreichen wir eine enorme Effizienz bei sehr hohen Tonnagekapazitäten.

Aber für Außenstehende sind vielleicht unsere digitalen Dienstleistungsangebote sichtbarer. Werfen Sie einfach einen Blick auf unsere Services auf www.stahlo.de Dort sieht man die Vielzahl von Kommunikationskanälen, die den Kunden offenstehen. Beispiel Omnichannel: Hier entscheidet der Kunde, ob er persönlich und vor Ort von einem Außendienstmitarbeiter oder von einem zentralen Key Account Manager betreut werden möchte, der für alle alle Standorte des Konzerns verantwortlich ist. Dem Kunden wird aber auch die Möglichkeit geboten, rein digital mit uns zu arbeiten, ob am Desktop über Teams oder online über Partnerplattformen von jungen Start-ups.

marketSTEEL: Setzen Sie nicht mehr auf den Menschen als Geschäftspartner?

Doch, absolut! Unsere Vision ist ganz bewusst formuliert: “Wir vernetzen Menschen, Ressourcen und Technologien”. Der Mensch steht klar im Vordergrund und wir arbeiten am liebsten von Angesicht zu Angesicht und live. In den letzten Monaten mussten wir aber schnell Wege finden, um den bestmöglichen Ersatz dafür zu bieten. Die häufigste Wahl war natürlich die Zusammenarbeit über Teams, Zoom oder Webex. Aber wir konnten die Geschäfte für Handel und 2A auch sehr gut komplett online über unsere Partner auf Handelsplattformen abwickeln. In Zukunft wird der Kunde entscheiden, auf welche Weise er mit wem zusammenarbeiten möchte. Auf die junge, digital affine Generation sind wir jedenfalls genauso vorbereitet wie auf persönliche Kundenbesuche, Betriebsbesichtigungen und Gespräche beim gemeinsamen Abendessen.

marketSTEEL: Welche weiteren digitalen Projekte sind geplant?

Wir sind derzeit an Pilotprojekten zur digitalen Übertragung von Materialeigenschaften und Zertifikatsdaten beteiligt. Dies ist der erste Schritt zur Schaffung eines digitalen Zwillings im Stahl. Das wird DAS Thema der Zukunft sein. Wir müssen in der Lage sein, alle Parameter, die während der Produktion entstanden sind, dem Produkt zuzuordnen. Darüber hinaus müssen wir alle Parameter aus unserem eigenen Prozess automatisch einspeisen und an den Kunden bzw. dessen Datencloud weitergeben.

Ich denke dabei nicht nur an Festigkeit und Dehnung, die sich in jeder Phase ändern, sondern vor allem an Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen. Damit “echter” grüner Stahl Wirklichkeit wird, bedarf es der Transparenz in der gesamten Herstellungskette, eines klaren politischen Rahmens, digitaler Validierungsmechanismen und der Glaubwürdigkeit bei der Präsentation dieser Informationen. Hier engagieren wir uns aktiv und vernetzen gezielt Menschen, Ressourcen und Technologien auch zu diesem Thema.

Herr Sonst, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mehr Informationen: www.stahlo.de