Kompetenzzentrum der ArcelorMittal für klimaneutrale Stahlproduktion in Deutschland

Die deutschen Standorte der ArcelorMittal in Bremen, Duisburg, Eisenhüttenstadt und Hamburg arbeiten intensiv an der Dekarbonisierungsinitiative XCarb®. Zu diesem Zweck wurde nun eine Forschungsabteilung eingerichtet, die ihren Sitz in Hamburg hat.

Wir sprachen mit Herrn Dr. Frank Schaub, dem Leiter des Kompetenzzentrums für Forschung und Entwicklung, über die Herausforderungen und Chancen, die sich durch die neu geschaffene Abteilung ergeben.

marketSTEEL: Wann hat die neue F+E-Abteilung ihre Arbeit aufgenommen?

Offiziell begonnen haben wir am 1. März dieses Jahres. Aktuell sind wir noch dabei, die Abteilung weiter aufzubauen. Das bedeutet, dass wir, einschließlich meiner Person, zu dritt die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des Konzerns vorbereiten. Bei Forschungsförderthemen arbeiten wir zum Beispiel auch mit externen Partnern zusammen.

marketSTEEL: Wie viel Mitarbeiter sind mittel- und langfristig für die Abteilung vorgesehen?

Da es sich bei der Transformation der Stahlindustrie um einen enorm komplexen Themenbereich handelt, werden sich auch die Kompetenzen der Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Fachrichtungen zusammensetzen. Im Lauf der kommenden zwei Jahre rechne ich mit etwa 10 bis 12 Mitarbeitern, die uns bei unserer Arbeit unterstützen werden.

marketSTEEL: In das Netzwerk der neuen F+E-Abteilung sind nur die deutschen Standorte eingebunden. Wie sieht die Zusammenarbeit global aus?

Nachdem ArcelorMittal insgesamt etwa 1.500 Mitarbeiter in den einzelnen F+E-Standorten hat, von denen der französische Standort in Metz mit 500 Mitarbeitern der größte ist, wird hier ein reger Austausch von Studienergebnissen mit den Kollegen stattfinden.

Allerdings legen wir natürlich den Schwerpunkt auf die deutschen Standorte und alle regionalen Herausforderungen, die mit der Transformation in unserem Land einhergehen.

marketSTEEL: Sind bei konkreten technischen Studienergebnissen auch Machbarkeitsstudien geplant? Wie praxisnah wird in der F+E-Abteilung gearbeitet?

Machbarkeitsstudien sind ganz wichtig. Wir müssen unsere Forschungen am Bedarf ausrichten. Daher wird praxisorientiert gearbeitet und wir koordinieren dies auch mit allen Standorten. Dennoch müssen wir für die Grundlagenforschung offen sein: Schließlich geht es um die Klimaneutralität einer gesamten Branche, die das Ziel schrittweise in den nächsten Jahren bis spätestens 2050 erreichen will. Und aus der Grundlagenforschung heraus ergeben sich immer wieder neue Ansatzpunkte.

Das bedeutet, dass auch neue Technologien immer wieder neu bewertet werden müssen. Schließlich geht es darum, wirtschaftlich und ökologisch vernünftige Lösungen zu finden und letztlich um Entscheidungen, welche Technik weiterentwickelt werden soll.

Aktuell müssen wir neben der Dekarbonisierung des Stahls insbesondere auch an die Nachhaltigkeit vieler weiterer Prozesse denken, wie z.B. die Verwendung der veränderten Stahlwerksschlacken sowie die Kreislaufführung von eisenhaltigen Hüttenreststoffen die in den Produktionsprozess zurückgeführt werden müssen.

marketSTEEL: Herr Dr. Schaub, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Hubert Hunscheidt