Wegen fehlender Abnahmemengen sitzen Stahlproduzenten derzeit auf Überbeständen. Die Servicecenter bauten zum Jahresbeginn einen Lagerbestand an Walzprodukten auf, der noch verkauft werden muss. Die Autobauer wurden von der Corona-Krise schwer getroffen. Der allgemeinen Industrie und dem Baugewerbe geht es etwas besser.
Im Jahresvergleich wird die Stahlproduktion in diesem Jahr um 32% sinken. Für das 2. Quartal wird mit einem Rückgang auf nur noch sieben Mio. Tonnen gerechnet. Das sind drei Millionen weniger als noch im Vorjahr.
Trotz der Produktionskürzungen übertrifft das Angebot an warmgewalzten Coils die Nachfrage. Russische Stahllieferanten sind auf dem deutschen Markt sehr aktiv und bemühen sich um Absatzmengen und Devisen. Dabei waren die inländischen Verkaufszahlen in diesem Monat stark rückläufig.
Durch die mangelnde Fahrzeugproduktion im März und April ging der Absatz feuerverzinkter Coils in den Werken wie auch in den Servicecentern stark zurück. Obwohl sich das Mai-Geschäft langsam erholt, sind die Preise aufgrund der geringen Nachfrage rückläufig.
Bis Ende März zeigte sich die Blechnachfrage in Deutschland lebhaft, bevor sie sich im April abschwächte. Aufgrund der derzeitigen Unsicherheiten halten sich die Einkäufer in diesem Bereich noch zurück und ordern nur das Notwendigste. Preiserhöhungen der Grobblechwalzwerke konnten sich nicht durchsetzen, sodass derzeit sogar Preisnachlässe zu verzeichnen sind.
Die Preise für Eisenschrott sind auf dem deutschen Markt im Mai gestiegen. Geringe Sammelmengen verknappten das Angebot. Dennoch folgten die deutschen Langproduktpreise nicht dem Anstieg der Schrottkosten. Das Angebot an Bauprofilen und Trägern ist ausreichend vorhanden. So zeigt sich auch die Auftragslage der deutschen Betonstahlwerke zufriedenstellend. Preiserhöhungen lassen sich in dieser Branche derzeit aber nicht durchsetzen, da der Wettbewerb mit südeuropäischen Walzwerken die Weitergabe steigender Rohstoffkosten erschwert.
Ähnliche Bedingungen sind auf dem Markt für Walzdraht in Maschendrahtqualität zu beobachten, wo die Preise ebenfalls unter Druck stehen.
Quelle: MEPS International Ltd. / Vorschaufoto: marketSTEEL