Grüner Stahl braucht mehr Transparenz

Oliver Sonst, CEO Stahlo International

Wie bekomme ich zuverlässige Informationen darüber, wie sich der CO2-Footprint eines Stahlerzeugnisses zusammensetzt? Und wie zuverlässig können diese Informationen in den Lieferketten weitergegeben werden?

Das sind Fragen, die viele Stahlverarbeiter derzeit umtreibt. Auf der Euroblech 2022 hat Stahlo mit seinem PCF-Demonstrator „Stahlo Steel Gate“ einen ersten Impuls für mehr Transparenz in Stahllieferketten gesetzt.

Der Stahlmarkt ist unübersichtlich, einheitliche Standards, was “grüner” Stahl ist und wie die Emissionen, die bei der Produktion entstanden sind, gezählt werden, gibt es derzeit noch
nicht. „Unsere Kunden in der Automobil- und Zulieferindustrie, aber auch in anderen Branchen interessiert mehr und mehr, wieviel CO2 tatsächlich in dem Stahl steckt, den sie bei uns bestellen. Dazu geben wir bereits mit unserem Klassifizierungslabel Auskunft. Mit der neuen Blockchain-Anwendung „Stahlo Steel Gate“ setzen wir einen weiteren Impuls. Damit können wir dem Material nun entlang der Lieferkette auch Emissionen eindeutig zuweisen, die nicht verändert werden können”, so Oliver Sonst, Geschäftsführer von Stahlo.

Um maximale Transparenz zu erreichen, muss am Ende der Fußabdruck eines Stahlerzeugnisses vollständig vorhanden sein. „Denn erst wenn die gesamte Lieferkette lückenlos erfasst ist, also der PCF (Product-Carbon-Footprint) “cradle-to-gate” – vom Rohstoff bis zum Wareneingang des Kunden –, weiß der Kunde über die bisher entstandenen Emissionen vollständig Bescheid“, sagt Oliver Sonst. Ziel ist somit die Rückverfolgbarkeit und Authentizität von z. B. grünem Stahl innerhalb der gesamten Stahl-Lieferkette vom Stahlwerk bis zum Endprodukt.

Ob für Rohstoffe, Herstellung, Veredelung oder Transporte – dem Stahlprodukt muss ein konkreter Emissionswert unveränderbar zugeordnet sein. Bei jedem Schritt wird ein Datensatz mit Informationen über die jeweils entstandenen Emissionen angereichert und automatisch mit dem Produkt weitergegeben. Dabei müssten im nächsten Schritt – so der Stahlexperte – Standards für die digitale Hinterlegung von Protokollen und diversen Zertifizierungen geschaffen werden. Diese Daten werden dann idealer Weise nicht lokal von Einzelnen gespeichert, sondern liegen dezentral und fälschungssicher bei einer Vielzahl von Teilnehmern, der sogenannten Community.

„Genau diese Idee haben wir bereits auf der Euroblech im Oktober 2022 als “Steel Gate”-Ökosystem demonstriert. Es war ein Zukunfts-Impuls für die Branche“, so der Geschäftsführer von Stahlo.

Bildtext 3 und 4: Darstellung der Lieferkette bis zur Lieferung an unseren Kunden.

von Hubert Hunscheidt