Nach rund zweijährigen Verhandlungen herrscht nun Klarheit: Tata Steel und thyssenkrupp haben heute (30. Juni) einen bindenden Vertrag zur Schaffung eines neuen Unternehmens unterzeichnet. Das gaben beide Unternehmen am Samstag bekannt. Laut den offiziellen Mitteilungen sollen die europäischen Stahlgeschäfte beider Unternehmen in einem 50/50-Joint Venture zusammengeschlossen werden. Auf diesen Schritt hatten sich die Partner im September 2017 mit einer Grundsatzvereinbarung verständigt. Wie marketSTEEL bereits berichtet hatte, waren die zuständigen Unternehmensgremien in dieser Woche zu abschließenden Gesprächen zusammengekommen.
„Das Joint Venture adressiert nicht nur die Herausforderungen der europäischen Stahlindustrie. Es ist die einzige Lösung, die für thyssenkrupp und Tata Steel erheblichen zusätzlichen Wert von rund 5 Milliarden Euro schafft”, sagt Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp.
thyssenkrupp entscheidet über Börsengang
Die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung von thyssenkrupp Steel Europe und Tata Steel Europe hatte seit Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung zu einer Bewertungsdifferenz zwischen den beiden Einheiten geführt. Dafür haben die beiden Konzerne nun eine Lösunge gefunden: Im Falle eines Börsengangs des Joint Ventures erhält thyssenkrupp einen höheren Anteil der Erlöse, der dann einem wirtschaftlichen Verhältnis von 55/45 zugunsten von thyssenkrupp entspricht, heißt es in einer Mitteilung. Zudem entscheide die Führung in Essen allein über den Zeitpunkt eines potenziellen Börsengangs.
“Das Joint Venture wird ein starkes pan-europäisches Stahlunternehmen schaffen, das strukturell robust und wettbewerbsfähig ist. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für Tata Steel und wir bleiben den langfristigen Zielen des Joint-Venture-Unternehmens voll und ganz verpflichtet”, so Natarajan Chandrasekaran, Vorsitzender von Tata Steel.
Unternehmenssitz in Amsterdam
Das Gemeinschaftsunternehmen thyssenkrupp Tata Steel B.V. soll als ein integriertes Unternehmen geführt werden. Die Holding wird ihren Sitz in der Region Amsterdam in den Niederlanden haben und über eine zweistufige Managementstruktur aus Vorstand und Aufsichtsrat verfügen. Es werde ein Europäischer Betriebsrat im neuen Unternehmen gebildet.
Nach Angaben von thyssenkrupp bescheinigen wirtschaftliche Prüfungen dem neuen Unternehmen Synergieeffekte in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro, unter anderem im Einkauf, durch eine Senkung der indirekten Kosten und durch eine verbesserte Anlagenauslastung. Darüber erwarten die Partner weitere Kosteneinsparungen bei Investitionen und einer Optimierung des Working Capital.
Im Zuge der Fusion sollen bei thyssenkrupp und Tata Steel jeweils rund 2.000 Arbeitsplätze in den Verwaltungsbereichen und in der Produktion gestrichen werden. thyssenkrupp Steel Europe und Tata Steel in Europa werden bis zum Closing weiterhin als getrennte Unternehmen und Wettbewerber agieren.
Source: marketsteel.de